Wittorfer Brauerei – Tohuwabohu (Rum & Bourbon Barrel Aged Imperial Stout) (Deutschland/Neumünster)

Wittorfer Brauerei - Tohuwabohu

Wittorfer Brauerei – Tohuwabohu

Kennenlernen durfte ich (hier kann sogar Julian ein Wort mitsprechen, denn er es auch getrunken) das Bier 2019 auf dem Craftbierfest in Lübeck. Wer Interesse hat, der kann sich ja den gesamten Artikel (3 Teile) durchlesen. Auf jeden Fall gefiel mir das Tohuwabohu richtig gut, aber auch zwei weitere Biere waren sehr überzeugend.

In Neumünster sollte wieder „Leben“ in die Stadt kommen, denn die Jungs (Torsten Behrend und Henning Freese) von Wittdorfer fingen mit dem Bau einer Brauerei im Frühjahr 2017 an. Seit 1986 gab es dort keine Brauerei mehr. Die Suche nach einem geeigneten oder auch perfekten Örtchen gestaltete sich bis zu diesem Weg als schwierig. Trotzdem wurde man auf dem Gelände einer alten Tuchfabrik mit einer alten Halle fündig. Die Halle besteht aus rotem Backstein, hat eine tolle Lage und das beste ist, dass sie sogar noch ausreichend Platz besitzt, um einen Biergarten zu beherbergen 🙂

Anfang 2018 konnte die Brauerei dann offiziell eröffnet werden. Gebraut wird alles, was schmeckt, da wird von Pils bis NEIPA alles gebraut. Braggot, Stout, Porter, Sour Ale und und und… Was das Herz sonst noch so begehrt! Man ist da auch geschichtlich angehaucht, denn früher versorgte die Hinselmann Brauerei bis 1922 die Arbeiter in der Tuch- und Lederfabrik mit flüssig Brot. Torsten und Henning versuchen also die alten Bierstile und Rezeptideen erneut aufzugreifen und mit ihren eigenen Ideen zu erweitern oder auch anders zu interpretieren. Auch bei den Biernamen haben sie ihre eigenen Vorstellungen, denn die Biere tragen Namen, wie z. B. Treibsand, Trick 17, Handspatz, Wolkenschieber oder auch Schwarzbunte

Eigentlich hatten wir auch schon eine Tour zu ihnen geplant, was wir dann hoffentlich im Spätsommer oder Anfang Herbst schaffen. Aktuell könnt ihr Mittwoch 17-22, Donnerstag 10-18, Freitag & Samstags 15-22 Uhr den Biergarten austesten.

Das heutige Bier (30./31.05.2020) schließt dann quasi auch den Mai schön sonnig ab. Mit dem Tohuwabohu legen wir uns mit einem BA Imperial Stout an, welches in Rum & Bourbonfässern gereift wurde. Welches Fass genau oder auch die Länge sind nicht bekannt, ich weiß gar nicht mehr, ob Henning uns das auf dem Craftbierfest verraten hat, aber eins kann ich euch sagen… FÜR EIN DEUTSCHES STOUT, ist das ein richtig geiles Bier (auch Julian gefiel das Bier auf dem Bierfest sehr). Ich durfte das Bier ja nun schon dort probieren und auch die Dose manifestierte diese Meinung uneingeschränkt.

Aber was soll dieses „für ein deutsches Stout“ überhaupt bedeuten, warum so eine eher abfällige Bemerkung? Ganz einfach, bisher konnte mich kein Stout aus Deutschland überzeugen. Nun gab es für mich aber auch noch nicht so viele zu probieren, es gab eins von der Insel Brauerei Rügen und zwei Stouts/ein Porter von Sudden Death, aber das konnte mich null überzeugen. Zu dünn oder kaum Geschmack, obwohl schon mit Aromen oder Adjuncts gearbeitet wurde.

Ach ja: Ich halte Dose 836 von 1000 in der Hand.

Infos:
Alkoholgehalt: 13%
IBU: –
Inhalt: 0,33 l
kcal: –
Herkunft: Deutschland

Etikett/Aussehen:

Die Beschreibung hier fällt sehr leicht, denn es gibt nicht viel zu sehen. Die Dose ist komplett in Weiß gehalten, dazu ist ein aufgedruckter Strichmund und eine Nase abgebildet. Als Zusatz gibt es dann noch aufgeklebte Augen, die sich sogar bewegen können und man eventuell von Spielzeug oder Plüschtieren her kennt. Ich für meinen Fall war etwas kreativer als der Verkäufer und gab der Dose nicht zwei Augen, sondern gestaltete es ein wenig abstrakter und klebte ein drittes Auge auf. Ich hatte vorsorglich zwei Dosen gekauft, dadurch sieht die andere Dose nun wie ein Zyklop aus. Das Design macht richtig Spaß, da ich die Idee von Wittdorfer recht lustig finde.

Zutaten:

Geruch/Aromen:

Die Nase zeigt sich sehr fruchtig, mit Vanille durch den Bourbon und den Rum, stärkere Aromen vom Rum. Fassaromen kann man auch sehr stark ausmachen. Bei der Frucht würde ich mich auf Rosine festlegen. Auch Würze lässt sich schon im Geruch finden. Zu guter Letzt würde ich noch Malz riechen und dann hört der Geruchstest auch schon auf. Wobei, eventuell könnte man hier noch süße Milchschokolade assoziieren, zumindest kommt mir dieser Gedanke noch. Der Geruch ist sehr intensiv.

Geschmack:

Was direkt mit dem ersten Schluck auffällt, ist die cremige und ölige Konsistenz, es läuft auch ein öliger am Glasrand herunter, aber diese Eigenschaft stelle ich bei fast allen Stouts fest, auch wenn ich es bisher glaube ich noch nicht einmal erwähnt habe.

Vom Mundgefühl/Körper muss ich dann aber sagen, dass der Bourbon und Rum schon ordentlich am Stout zerren, da würde ich mich auf schwer bis medium einigen wollen, auf jeden Fall wirkt das Bier nach einigen Sekunden schlanker, aber das ist gerade durch die Fassreifung im Bourbonfass jetzt nicht überraschend. Der Rum soll diesen Eindruck nur verstärken. Beim Geschmack bekommen wir ebenfalls eine satte Ladung an Aromen.

Mit dem ersten Schluck war ich zuerst doch fast enttäuscht. Hatte ich mich geirrt oder taten dem Bier ein halbes Jahr im Schrank nicht gut? Aber das sollte sich zügig als Ente herausstellen, es war einfach nur zu kalt beim Einschenken, aber wer hier häufiger mitliest, der weiß ja, dass mein Bier ein Stückchen kühler ist.

Im Geschmack ist derselbe Zauber vorhanden, den ich (wir) auch schon auf dem Fest in Lübeck kennengelernt habe. So rein vom Geschmack kennt man das natürlich alles irgendwie in der Art, was aber mal ansatzweise anders gewählt wurde, sind die beiden Fässer Rum und Bourbon.

Den Anfang macht wie gewohnt das Malz, allerdings mal ohne Röstaromen, sondern es wird durch die Restsüße vom Malz angenehm süß. Das Bier ist aber auch schon so ein kleiner Alkobomber, ich weiß nicht, ob sich der Alkohol mit weiterer Reifung ein bisschen weniger zeigen würde. Den fruchtigen Geruch bekommt man dann auch massiv im Geschmack. Man kann ganz bestimmt Dörrobst beschreiben, am ehesten ist es für mich weiterhin die Rosine.

Was nach der Frucht kommt (Mittelteil), ist der Geschmack von Vanille, da hat der Rum stärkere Aromen an das Bier abgegeben. Das wirkt auch alles schon recht karibisch. Da ist dieser fruchtige Geschmack, Vanille, Alkohol und es ist richtig würzig. Ja, für mich ist hier mehr Rum vorhanden, aber das gefällt mir zur Abwechslung mal. Den Geschmack von Schokolade kann man hier auch noch finden. Allerdings rütteln die Tannine am Bier und lassen es dadurch auch gut bitter werden. Von daher verschwindet die Milchschokolade und verwandelt sich in Zartbitterschokolade, die dann auch leicht die Oberhand behält.

Das Ende ist dann sehr würzig und sehr trocken… Hat jemand etwas anderes erwartet? Ich nicht! Ja, da wird die Zunge von Sekunde zu Sekunde immer pelziger. Ich finde auch, dass sich hier der Geschmack von Fass bzw. Holz am stärksten zeigt. Man könnte schon fast meinen, in ein Holzbrett reingebissen zu haben. Diese Noten sind schon sehr kräftig, wer also nicht auf diese Fassaromen steht oder auch diesen typischen Holzgeschmack, der wird sich generell bei solchen Stouts die Zähne ausbeißen. Ich stehe da ja richtig drauf und ich denke mir auch, dass jeder weiß, worauf er sich bei solchen Bieren einlässt. Was noch zu sagen bleibt, ist, dass dieses Bier aktuell durch den Alkohol und den holzigen Aromen noch viele Ecken und Kanten besitzt. Ganz zum Schluss wird das Bier erneut bittersüß und auch die Rosine kehrt kurzfristig zurück. Der Nachgeschmack ist im Bereich lang anzusiedeln.

Vielleicht sollte ich davon noch eine der letzten Dosen in meinen Besitz und dann mal in die Richtung des MHD’s (Ende 2025) bringen und mal gucken, was es dem Bier gebracht oder auch genommen hat.

Die knappen ~4,2 Punkte auf untappd kann ich fast vollkommen bestätigen, eventuell ist es sogar minimal zu underrated. Ich denke mir die 4.25 Punkte sollte das Bier schon haben. Es kann sich auf jeden Fall mit anderen Bieren von namhaften Brauereien wie z.B. Pöhjala messen.

Dieses Wochenende werde ich nur das Tohuwabohu vorstellen, am nächsten Wochenende könnt ihr euch aber wieder auf zwei neue Reviews freuen.

Krone:

Bis auf ein wenig Restschaum gibt es nicht viel zu sehen, aber es ist ein karamellfarbener Schaum.

Bewertung auf
ratebeer:
untappd: 4.19/5 Sterne


Hallo, wir sind

Die Crafter

Zwei Kollegen aus Lübeck probieren sich durch verschiedenste Sorten Craft Beer und bewerten diese nachvollziehbar und ohne großen Schnickschnack.
Ehrlich, echt, typisch norddeutsch.


Flaschenpreis: 7,99 €

Unsere Bewertung

  • Aroma:
  • Aussehen:
  • Geschmack:
  • Preis/Leistung:
  • Gesamt:

Ich würde dieses Bier wieder kaufen: Ja


Empfiehl uns gerne weiter!

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