Review: #275 (07.05.2021)
Mit kleinen Schritten geht es mittlerweile auf die/den 300. Review/Vorstellung/Bewertung/Eintrag etc. zu und immer noch bringt es mir überwiegend Spaß, diese zu verfassen. Den meisten Spaß erhalte ich natürlich beim Trinken, die Reviews bedeuten dann immer Zeit und Arbeit. Dies macht mal mehr und mal weniger Spaß, obwohl ich mein Hobby, das Craftbier, wirklich liebe. Die Menge an Reviews spiegelt das wieder.
Mal wieder möchte ich ein Bier von Jackie O’s trinken und vorstellen. Das Oil of Aphrodite lag unzählige Male im Korb, flog am Ende jedoch wieder hinaus. Auch das BA Bourbon lag mal im Korb, flog heraus und wurde wieder hineinlegt und am Ende gekauft, einfach weil ich Jackie O’s mag, wenn auch sie in den letzten Jahren kostenintensiver geworden sind. Irgendwie warte ich ja jetzt seit zwei Jahren darauf, dass mir das Athens To Athens Grist To Grist in einem Shop über den Weg läuft, falls davon noch welche im Umlauf sein sollten. Gebraut wird das Bier zur Zeit nicht mehr, ich hoffe aber, dass es nochmal etwas wird.
Das Oil wird mit belgischem Kandiszucker und schwarzen Walnüssen gebraut, dazu reift es dann acht bis zwölf Monate in Bourbonfässern. Nach kurzer Recherche sollte es keine schwarzen Walnüsse geben. Man benötigt unreife Walnüsse, die dann je nach Rezept mit Zucker und Co. kandiert werden. Ob deshalb der belgische Kandiszucker genannt wird oder ob man damit die Nüsse behandelt hat, bleibt in den Sternen stehen. Seit 2012 gibt es das Oil und war zuerst für Staff-Mitglieder, ob damit nun nur Mitarbeiter gemeint sind oder ob es mal eine Staff-Mitgliedschaft war, weiß ich nicht.
Für wen Jackie O’s noch kein Begriff ist, der klickt wie immer hier.
Alkoholgehalt: 13,5%
IBU: –
Inhalt: 0,355 l
kcal: 300
Batch:
Herkunft: USA
Etikett/Aussehen:
Aphrodite sitzt im Vordergrund. Im Hintergrund sieht man zwei Teufelsgestalten, einer sitzt betrunken mit einem Fass auf dem Boden und die andere Gestalt guckt mit einem Grinsen zu Aphrodite.
Zutaten:
- belgischer Kandiszucker
- schwarze Walnüsse
Geruch/Aromen:
Zucker (süß), geröstetes Malz, Schokolade, nussig buttrig und Vanille/Bourbonfass. Vanillegeruch steht an vorderster Stelle und ziemlich ausgeprägt.
Geschmack/Aussehen:
Mittlerer grobporiger Schaum ist zu sehen, kenne ich so von BA und 10% Stouts meistens eher weniger, ist hier aber vorhanden und bleibt einige Zeit, in einem hellen Braun am Rand bestehen. Einen schweren bis mittleren Körper gibt es, durch das Bourbonfass wirkt es leichtfüßiger, aber ich erteile den Zuschlag dennoch für schwer/voll. Ölig ist es sowieso und ihr bekommt einen kräftigen und vollen Geschmack.
Wie so häufig baut sich der Geschmack bei mir erst auf, wenn sich das Bier erwärmt, ansonsten hätte ich dem Bier wohl die Komplexität abgesprochen, was vollkommener Bockmist gewesen wäre.
Beim Kandiszucker hatte ich schon die Befürchtung, es könnte zu süß geraten, aber das passiert zum Glück nicht. Den Anfang macht zwar stark geröstetes Malz und auch Restsüße kann man finden oder die vom Kandis, aber dann wird einem eine ordentliche Portion an verbranntem Karamell und Holz zwischen die Beine geworfen.
Es wird gnadenlos bitter, was zum einen von diesem verbrannten Holz stammt. Dazu wird die Bitterkeit recht aggressiv und besitzt grasige Schärfe. Mit der Erwärmung bringt der süße Geschmack sich zwar minimal mehr ein, aber kann gegen den verbrannten Geschmack kaum etwas ausrichten. Das Bier ist unglaublich nussig, obwohl ich die Walnuss als solche nicht herausschmecken würde. Ich finde den buttrigen Duft im Geschmack wieder. Ansonsten ist mit dem süßen und bitteren Geschmack verbranntes Karamell und Zartbitterschokolade zu nennen.
Das Oil of Aphrodite ist ganz bestimmt kein Schmeichler, hier geht es zur Sache. Wer von einem richtigen Männerbier sprechen möchte, dem pflichte ich an dieser Stelle bei. Dieser Vertreter hat Stacheln, Ecken und Kanten, die scharf und rau sind. Oder es hat Biss.
Was man sonst noch wahrnimmt, ist eine leichte Säure, die an grüne und rote Äpfel erinnert. Aber eine leicht fruchtige Note schmeckt man. Wenn man den Fruchtverlauf genau verfolgt, gelangt man zur Rosine und Pflaume.
Es wird salzig und Lakritz kombiniert sich mit Asche, Leder, Rauch. Danach schlägt das Holz zu, sicherlich bemerkt man den Fasscharakter schon wesentlich früher, aber ab dem Mittelteil bis zum Ende hin bestimmt dieser Geschmack maßgeblich. Es schmeckt jetzt aber nicht nur nach Holz, sondern im Vordergrund steht zuerst viel Vanille, welche dann in typischen Bourbon und Holzgeschmack übergeht.
Dieser brachiale und kompromisslose verbrannte Geschmack erschwert die Analyse erheblich, wenngleich ich auf diesen Geschmack insgesamt stehe. Wenn ich genauer darüber nachdenke, dann ist das Bier auch ziemlich kräutrig, was am ehesten an Gin erinnert. Es ist eines dieser Biere, die immer mit etwas neuem um die Ecke kommen. Je genauer man versucht etwas im Geschmack zu finden, taucht da für mich Kokosnuss auf.
Der Alkohol wärmt einen von innen auf, die 13,5% hat man nicht eingebunden bekommen oder man wollte es erst gar nicht. Lange hält sich der Nachgeschmack am Gaumen fest und verebbt immer wieder mit einem Layer.
Ganz typisch für ein Bourbonfass wird das Bier trocken. Es gibt nicht nur die Kräuter, sondern auch Würze im Bier. Was natürlich alles durch dieses Kratzige überschattet wird, mit der Kohle, Asche, Leder, Rauch und Co. Ja, Kohle, diesen Begriff habe ich bei der Asche noch nicht parat gehabt. Wer mal Jack Daniel’s pur probiert hat, der wird sich an diesen kratzigen Kohlegeschmack erinnert fühlen.
15,94 Euro habe ich gelatzt, aber normalerweise wären sogar 18,75 Euro fällig geworden. Ich sprach ja schon an, dass Jackie O’s preislich ordentlich zugelegt haben. Für fast 19 Euro wäre es mir auch zu teuer gewesen, da hätte ich dann gepasst. Für knapp 16 Euro ist es nur bedingt billiger, aber passt für mich schon eher, obwohl ich trotzdem eher nur 10-12 Euro dafür auf den Kassentisch legen würde.
Von der Nuss allgemein schmecke ich wenig, ich bilde mir schon ein zu wissen, wie Walnuss zu schmecken hat, aber im flüssigen Bräu kann ich diese nicht identifizieren.
Bewertung auf
ratebeer: 99 Punkte / 3.96 Punkte
untappd: 4.33/5 Sterne
Hallo, wir sind
Die Crafter
Zwei Kollegen aus Lübeck probieren sich durch verschiedenste Sorten Craft Beer und bewerten diese nachvollziehbar und ohne großen Schnickschnack.
Ehrlich, echt, typisch norddeutsch.
Flaschenpreis: 15,94 €
Unsere Bewertung
Ich würde dieses Bier wieder kaufen: Ja
Begründung:
nur nicht für 18-19 Euro