WILD, heute wird es im wahrsten Sinne wild. Wo befinden wir uns? Vereintes Königreich. Westcomb, im Süden und westlich von London gelegen. Werben tun die Briten ja immer mit Drink WILDLY Different und das finde ich, kann man erstmal so stehenlassen. Die Jungs haben sich zum Ziel gesetzt, altes und neues zu kreieren und auch eine gute Spur zu experimentieren. Spezialisiert hat sich diese Brauerei auf wilde Hefen (Bret), also Sauerbiere und Fasslagerungen.
2012 brauten also ein kalifornischer Braumeister und ein Engländer mit wilder Hefe. Dabei begann man in der Küche von der Westcombe Dairy (Käserei) zu brauen. 2400 Liter Bier wurden pro Woche dort hergestellt. Nach ihren bescheidenen Anfängen konnten sie dann aber die eigene Brauerei aufbauen, an die man solange selbst geglaubt hatte. Man liegt unmittelbar in der Nähe ihrer Geburtsstätte. Wild Beer nennt sich auch heute noch gerne Bauernbrauerei und liegt einen Katzensprung von der Käserei entfernt.
Das sieht schon alles herrlich familiär und nach Bauernhof aus, ich mag das so, dafür streut man nicht so viele Informationen, wie ich sie gerne hätte. Man blieb also bei den Wurzeln von Somerset. Diese Grafschaft ist eher ländlich angehaucht, obwohl ca. 560 000 Menschen dort wohnen. Es gibt in Somerset große Apfelplantagen, weshalb Somerset auch für die Herstellung von Cider bekannt ist. Die wilde Hefe holte man sich von Wild Beer ebenfalls aus so einem Apfel“garten“.
Nun entstand das Yadokai in Kollaboration mit The Hanging Bat Brew Co. Genau genommen war es sogar eine Massenzusammenarbeit mit Black Friars, Hanging Bat und Nanban. Plymouth Gin ist auch unter Black Friars bekannt, dabei handelt es sich um eine Gin Distillery. The Hanging Bat ist ein Biercafe und Nanban ist ein japanisches Restaurant. All diese Menschen wurden zusammengebracht, um etwas total abgefahrenes und unglaubliches zu schaffen.
Man versuchte bzw. schaffte es, ein Sake inspiriertes Bier herzustellen, welches mit schottischen und japanischen Zutaten gebraut wurde. Sanddorn, Meersalz, Seegras (Kombu und Hijiki) und Yuzu-Saft sollten es am Ende werden. Der Yuzu-Saft entstammt einer Zitrusfrucht, sie soll saftig sein, leicht bitter, säuerlich und aromatisch schmecken. Dazu weist sie komplexere Aromen auf, als sie eine normale Zitrone bietet, weshalb sie in der asiatischen Küche gerne eingesetzt wird. Anscheinend wird die Yuzu auch gerne in der Parfumindustrie eingesetzt, aber das nur mal so am Rande.
Ich bin bei dieser Kreation wirklich super gespannt, allerdings war das ja auch noch nicht alles, denn dieses spezielle und besondere Bier wurde nun in Fässern gereift. Man versenkte das Bier aber nicht nur 1, 2, 3 oder 4 Jahre, sondern stolze 4,5 Jahre. Aber wisst ihr was? Man macht es mir nicht so einfach zu sagen worin.
Auf untappd und auch auf der hauseigenen Seite steht nun einfach 4,5 Jahre in Bourbonfässern. Ich hatte mir im Vorwege schon eine Art Flyer aus dem Netz geholt und auch auf der Flasche selbst steht etwas anderes.
Und zwar wurde das gute Stück in 2 Fasstypen geblendet gereift, nämlich in Burgundy Weisweinfässern und Cider Brandy Fässern. Da wissen aber nur die Braumeister, wie lange das Bier jeweils darin gereift wurde. Warum man nun eigentlich Bourbonfässer geschrieben hat, ich weiß es nicht, ich könnte mir nur vorstellen, dass man die Nutzung von Eichenfässern gemeint hat oder es ein Fehler beim Übernehmen war, denn es gab schon mal eine BA Variante die für 2 Jahre in Bourbonfässer gereift wurde. Oder wurde dieses 2 Jahre gelagert Bier für nochmal 4,5 Jahre oder 2,5 (damit man auf 4,5 Jahre kommt) Jahre in Weißwein und Cider Brand Fässern weiter gereift? Fragen über Fragen 🙂
Infos:
Alkoholgehalt: 13%
IBU: 5
Inhalt: 0,33 l
Herkunft: England
Etikett/Aussehen:
Etiketten gibt es im eigentlichen Sinn nicht, da alles aufgedruckt wird. Eigentlich sind die Biere auch immer gleich aufgebaut, es gibt ein Geweih und darunter ist der Biername. So finden wird das hier auch fast vor. Der Unterschied hier liegt nur darin, das man über das Geweih zwei weiße Streifen angelegt hat. Da dieses Bier japanisch angehaucht ist, findet man darüber japanischen Schriftzeichen und unter dem Geweih findet man den Brauerei Namen, Namen des Bieres und schon einige Hinweise.
Zutaten:
- Sanddorn
- Meersalz
- Seegras (Kombu und Hijiki)
- Yuzu-Saft
Geruch/Aromen:
Beim Geruch startet es schon intensiv und komplex, wobei ich das nicht so richtig umschreiben kann. Man riecht schon eine säuerliche Note und dazu kommt eine fruchtige Komponente. Ich würde da auch eine leichte Salznote riechen. Ansonsten ist massiv Holz/Eiche und Sherrynote zu finden. Ich weiß, dafür, dass ich schreibe, dass ich es als komplex empfinde, kommt dann dafür wenig geschriebenes, aber das muss man einfach gerochen haben. Vielleicht sollte ich mich einfach vom Wort komplex verabschieden und durch das Wort voll ersetzen.
Geschmack:
Ihr bekommt es hier wirklich mit einem DRINK WILDY DIFFERENT zu tun. Wow! Ich bin ehrlich, ich wusste nicht so recht was mich im Geschmack erwarten wird, da ich mir alleine schon Seegras und Sanddorn nicht so recht vorstellen konnte. Man hat ja hier auch versucht diesen Umami (übersetzt: schmackhaft; würzig) Flavour zu erzeugen, von dem alle immer sprechen. Und da kann man einfach nur den Hut ziehen und sagen: „Well done, you got it“. Ich kann mich übrigens nicht erinnern, ob ich schon jemals Sake probiert habe.
Was ich aber sagen kann, ist, dass dieses Bier unfassbar weich und ausbalanciert im Geschmack ist. Es macht wirklich Spaß immer einen neuen Schluck zu nehmen. Tatsächlich kommt die Beschreibung dem Geschmack von der Rückseite aber ziemlich nahe.
Es soll ein unglaublicher Sherry Oloroso Charakter entstanden sein, delikate Orangenblüte, Holzwürze und satte Orange am Gaumen.
Nun habe ich aber eigentlich meinen Standardleitfaden verlassen, von daher kommen wir zum Körper und Geschmack.
Also der Körper ist schon recht schwer und voll, wie Wein halt. Im Geschmack ist es ebenfalls kräftig im Antritt, schön voll und kann mit einem langem Nachgeschmack aufwarten.
Dann springe ich auch schon sofort zu der Rückseite zurück. Man kann den Geschmack fast nicht besser zusammenfassen, aber da ist dann doch noch mehr zu entdecken.
Wir haben es ja immerhin auch mit einem Sour Ale zu tun und genau diese Säure ist durch die wilde Hefe, den Cider und vor allem durch die Yuzu vorzufinden. Ich fühle mich da an leichte Apfelsäure erinnert, allerdings ist die Säure auch kein langer Zeitgenosse, ebenfalls lässt sie das Gesicht keine komischen Fratzen ziehen. Die Säure ist einfach angenehm leicht zu spüren, aber auch sie ist ausbalanciert. Das ist im Endeffekt auch der Start vom Bier. Man kann dazu den Geschmack von Citrus nicht leugnen.
Den Sanddorn und das Seegras kann ich nicht ausmachen. Allerdings habe ich auch keinen blassen Schimmer, wie denn jetzt Seegras schmeckt, da ich nicht so der Fan von Produkten aus dem Meer bin. Sanddorn ist nun auch eher ungewöhnlich, welchen ich zwar schon mal probiert habe, aber den Geschmack nicht mehr zuordnen kann.
In der Mitte und dem Ende präsentieren sich dann aber kräftige Sherrynoten und ich kann euch sagen, dass es lecker ist. Da lässt sich auch eine leicht salzige Note finden, die zunächst vom Meersalz kommen wird, ob das Seegras ebenfalls dazu beiträgt – vielleicht. Für mich ist der Geschmack der Yuzu allgegenwärtig, aber am Gaumen klebt dann wirklich übermäßig präsent die Orange. Das Weinfass hinterlässt holzige Noten, es ist auch Würze vorzufinden und es wird zum Ende hin trocken. Die Zunge wird schon einen Tick pelzig, was ich dann den Tanninen zuschreiben würde. Das Bier soll nur 5 IBU besitzen, aber ganz am Ende mache ich ein herbe Note aus, die durch die Tannine aber auch minimal bitter wirkt.
Insgesamt ist das Bier gut süß, was durch diesen Charakter vom Sherry Oloroso erzeugt wird. Ja, man könnte es leicht salzig, süß-säuerlich beschreiben, wobei die Süße dann die Oberhand behält. Von der Raffinesse und der Balance kann ich mir einen Sake so geschmacklich vorstellen. Während einige dem Bier eine alkoholische Note nachsagen, kann ich fast nur das Gegenteil behaupten und sagen, dass ich sie nur dezent erkennen möchte.
Während ich in der Nase dem Bier schon eine (eingeschränkte) Komplexität unterstellte, kann ich das im Geschmack uneingeschränkt behaupten. Die 4,5 Jahre im Fass lassen das Bier einfach wahnsinnig rund wirken, dazu komplex und ausbalanciert.
Das Superlativ einzigartig wird diesem Bier gerecht. Ob man so nun Umami beschreibt? Kein Plan, aber die Hauptsache ist, dass es schmeckt!
Krone:
Der Schaum ist zu keiner Zeit bei dieser Ale vorzufinden.
Bewertung auf
ratebeer: –
untappd: 4.57/5 Sterne
Hallo, wir sind
Die Crafter
Zwei Kollegen aus Lübeck probieren sich durch verschiedenste Sorten Craft Beer und bewerten diese nachvollziehbar und ohne großen Schnickschnack.
Ehrlich, echt, typisch norddeutsch.
Flaschenpreis: 10,50 €
Unsere Bewertung
Ich würde dieses Bier wieder kaufen: Ja
Begründung:
4,5 und wenn nicht sogar 4.75 würdig.
1 Kommentar zu „Wild Beer – YADOKAI BA (England)“