Review: #289 (28.08.2021)
Ja, ja, ja, ich weiß, ich habe euch ein wenig vernachlässigt. Die Motivation permanent Reviews zu verfassen, ist aus persönlichen Gründen aktuell nicht so hoch, aber ich versuche trotzdem meine Laune wieder mehr den Reviews zu widmen, denn verköstigen tue ich weiterhin jedes Wochenende.
Mit Listermanns gibt es für mich mal wieder eine neue Brauerei aus den Staaten. Angesiedelt in Cincinnati, Ohio. Dan Listermann ist der Besitzer und braute schon 1973 seinen ersten Sud als Heimbrauer, aber das Bier war wohl super schrecklich, was wohl an den damalig erhältlichen Braukits lag. Zu dieser Zeit war das Bierbrauen sogar noch illegal. 1988 rief ihn sein damaliger Studienkollege und Mitbewohner erneut an, Dan wollte schon abwinken, aber sein alter Freund war beharrlich (dass alles besser geworden ist) und zwei Wochen später trank man ein super Bierchen.
1991 gab seine Frau das Okay für eine eigene Gründung, sein Bier braute er in seinem Keller. Seine Frau fand eine Anzeige in der Zeitung, wo man im Hamilton County Business Development Center Büroflächen oder Lagerflächen mieten konnte. Sie zog 200 m² an Land und schon braute man dort und durch den raschen Erfolg auf 1100 m² erhöhte, allerdings nicht mit Bier, sondern er verkaufte Brauzubehör. Listermann entwickelte nämlich einen Flaschenfüller. Dies machte Listermann alles nebenbei, denn er war hauptberuflich als Ingenieur angestellt, welchen er 1993 dann kündigte, um sich permanent der Brauerei zu widmen. 1995 war der nächste große Schritt. Man wuchs einfach aus dem „Brutkasten“ des Hamilton County Business Development Center heraus, jedoch konnte dieses Unternehmen, welches junge Unternehmen unterstützt weiterhelfen und sie finanzierten Listermann ein anderes Gebäude, welches unmittelbar in der Nähe vom Hamilton Center entfernt lag. 12800 m² besaß Listermann also ab Februar. Listermann Brewing Supply!!!
Irgendwann wurde Listermann eine Zwei-Fass-Brauerei angeboten, er schlug zu und justierte hier und da. Nun benötigte man noch eine Braulizenz, welche 4000$ kostete. Der neue Name lautete nun Listermann Brewing Co. Beim Brauen geriet der Motor allerdings ins Stottern, sie gaben die Lizenz für 4000$ ab, man hatte aber noch Bier im Wert von 14000$, welches man ohne die Lizenz nicht verkaufen konnte. Die Frau rechnete also nochmal alles durch und man verkaufte das Bier über den Urgroßvater Louis Listermann, der die Felsenbrau Bräuerei besaß. Danach passierte noch hier und dort etwas: „Ich brauchte etwas Marketing-Hilfe. Ein ortsansässiger Hausbrauer, der schon lange versucht hatte, einen Brauerei-Deal zu führen und für Christian Moerlein im Verkauf gearbeitet hatte, fragte nach einer Anmietung für seine Pilotbrauerei. Ich fragte ihn, warum nicht für mich brauen möchte? Also haben wir eine Charge zusammen gemacht und es schien in Ordnung zu sein. Ich habe Kevin Moreland eine Brauerei geschenkt und er hat mir sein Marketingwissen gegeben. Wir haben sehr gut zusammengearbeitet.“
Von diesem Bier gibt es auch noch eine BA Version, die mir nicht zur Verfügung stand, ansonsten hätte ich diese wohl gleich mit eingesackt. Es ist zur Abwechslung mal wieder ein Pastry Stout, welches mit Schokolade und Tonnen an Schoko-Erdnussbutter-Bonbons versüßt wurde.
Infos:
Alkoholgehalt: 10%
IBU: –
Inhalt: 0,355 l
kcal: 300
Batch: –
Herkunft: USA
Zutaten:
- Schokolade
- Schoko-Erdnussbutter-Bonbons
Geruch/Aromen:
Geil, ein Mix aus viel dunkler Schokolade und süßer Erdnussbutter, dazu Malz, meiner Meinung auch röstige Aromen, insgesamt hat man auch ein Bonbonaroma in der Nase, was sehr positiv gemeint ist. Ansonsten assoziiere ich im Aroma noch Kaffee und Mokka, dazu erneut ein nussiges Aroma, Karamell und Vanille flattert da auch noch umher. Sehr einladend und intensiv die Geschichte.
Geschmack/Aussehen:
Selten ging ich noch auf das Etikett ein, hier lohnt es sich mal wieder und es spricht für sich selbst. Bedient hat man sich bei den Simpsons, denn es ist eine Hommage an Barts Klassenzimmer und man hat in diesem Comiclook, vielleicht den Braumeister oder den Geschäftsführer an die Tafel geschickt. Dieser schreibt, wie Bart Simpson eine Nachricht an die Tafel: „I CAN PUT WHATEVER I WANT IN BEER“. Die Oldies und Bierfaschisten unter den Biertrinkern können diesen ganzen neuen Bieren ja nichts abgewinnen, wobei es auch genügend junges Publikum gibt, welches dem Thema Craftbier und vor allem Adjuncts kritisch gegenübersteht. Ich hingegen stehe auf der Seite der Nachricht. Das Etikett sieht affengeil aus, weshalb ich nicht mal die Flasche wegwerfe oder das Cover abziehen werde.
Natürlich muss ein gutes Craftbier keine Zusätze bekommen um gut zu schmecken, viele Aromen bekommt man mit Malz, Hopfen und Fass auch so hin, aber Biere mit Zusätzen setzen immer noch eine Schippe obendrauf. Einen Kollegen aus Wuppertal würde es bei dieser Zugabe wieder schütteln, er verteufelt diese seiner Meinung nach als: „Biermischen / Biercocktails/ Mischgetränke“ schon sehr.
Nicht nur die Nase ist himmlisch, sondern der erste Schluck ist es ebenfalls. Es handelt sich um ein non BA Bier, deshalb fällt der Körper mit 10% gewohnt schwer aus und ölig ist es. Im Geschmack ist es wunderbar cremig, tolles Mundgefühl, dazu kommt ein voller und kräftiger Geschmack.
Die Nase fällt insgesamt anders aus, als es im Geschmack der Fall ist, es ist beiden Fällen ein leckeres Ergebnis. Ich glaube, dass man geruchlich mehr von der Erdnuss mitbekommt oder noch besser von diesen Schokoladen-Erdnussbutter-Bonbons.
Malz gibt es als Basis wie immer, dazu wird es wie zu erwarten Süß, aber auch schön bitter und trocken. Tatsächlich fällt mir von vornherein eine präsente Trockenheit auf, mit der ich sehr gut leben kann. Ich finde, dass sich die Süße und die Bitterkeit sehr gut ausbalancieren, beides ist schon stärker vertreten, wobei die Bitterkeit minimal Oberhand behält und dadurch nicht ganz so süß wirkt.
Das ist jedoch nicht alles oder nur zu schmecken. Ich finde, dass man beim Don’t Lay A Finger kein hochgradig komplexes Bier erhält, dafür erhält man ein Bier mit kräftigen und vollen Aromen.
Es erwartet einen viel dunkle Schokolade, geröstetes Malz und dann dreht es sich zu Kaffee, welcher sich in einen Mokka verwandelt. Gepaart wird der ganze Spaß mit Erdnussbutter oder besser gesagt diesen Schokoladen-Erdnussbutter-Bonbons, jedoch wird einem mit Schokolade und Mokka mehr geboten. So einen gewissen Bonbongeschmack findet man vor, auch eine Karamellnote, dafür überwiegt der Rest trotzdem.
Eigentlich hat man von Anfang bis Ende hin den gleichen Geschmack am Gaumen kleben. Es gibt nicht 100 Aromen zu entdecken, was man in diesem Bier auch gar nicht muss, denn es so wie es ist für mich schon sehr gut.
Das Ende wird immer trockener, ich finde die nussige Note tritt deutlich stärker auf. Teuer ist die Flasche ohne Frage, gerade ohne Fassreifung… ob ich bei diesem Bier überhaupt eine Fassreifung benötige, weiß ich gar nicht so recht, da es mir schon so ausgesprochen gut gefällt. Vom Alkohol kann man gar nichts ausmachen, dieser wurde perfekt eingebunden und der Nachgeschmack hält lange an. Es wird immer trockener auf der Zunge.
Ich habe hier erneut ein schön Release aus den USA im Glas. Die Süße steht zum Glück nicht im Vordergrund, dafür der Rest der leckeren Aromen. Im Prinzip überlagert hier kaum etwas großartig die Aromen.
Warum das Bier auf ratebeer so schlecht wegkommt, kann ich mir nicht erklären. Auf untappd findet man das 2020 Release mit „mageren“ 4.11 Punkten, ich habe jetzt einfach mal die 4.26 Punkte angenommen, die es ohne Jahrgang erhalten hat, denn diese Punktzahl finde ich viel realistischer und spiegelt auch meine persönliche Einschätzung wieder.
Bewertung auf
ratebeer: – Punkte 3.63/5 Sterne hm kein Plan, ob das für eine ältere Abfüllung gilt, sind ohnehin nur 8 Bewertungen
untappd: 4.11 oder 4.26/5 Sterne
mein Score: ~4.3 allemal wert
Hallo, wir sind
Die Crafter
Zwei Kollegen aus Lübeck probieren sich durch verschiedenste Sorten Craft Beer und bewerten diese nachvollziehbar und ohne großen Schnickschnack.
Ehrlich, echt, typisch norddeutsch.