Lervig – Paragon 2019 (Norwegen)

Lervig – Paragon 2019

Review: #293 (12.10.2021)

Hyper, Hyper…heute gibt es einen Hyper! An der jährlichen Erscheinung im Winter, erfreut sich die Fangemeinde von Lervig seit längerer Zeit. Früher lief es unter dem Namen Brewer’s Reserve Barley Wine und seit 2018 heißt es nun Paragon. In der Vergangenheit nutzte man glaube ich immer Jack Daniel’s Fässer, welche man seit 2018 nicht mehr nutzt und vor allem auch die Reifezeit von 12 Monaten angehoben hat, was darin resultierte das man das Release von 2018 für 24 oder sogar 36 Monate reifte.

In der 2019er Version gibt es zwar „nur“ 12 Monate, dafür wird das Bier hingegen geblendet, denn im Herbst 2017 hatte man noch Fassbestände übrig. Für dieses Paragon wurde also Bier aus 2017, Anfang 2019 und Ende 2019 zusammengeführt. Verwendet wurden dabei Fässer von Heaven Hill, Angel’s Envy und Wild Turkey (alle Bourbon). Laut Lervig selbst dreht sich das Paragon 2019 nicht um einen großen Bourbon-Charakter, sondern soll dies subtil vorhanden sein.

Gespannt bin ich mal, denn meinen ersten Barley Wine von ihnen hatte ich 2016 und dort kostete die Flasche schlanke 6,50 Euro. 2017 waren schon 8 Euro fällig und 2018/2019 lagen sogar bei 13,50 Euro und 18 Euro.

Infos:
Alkoholgehalt: 13,5%
IBU: 40
Inhalt: 0,33 l

kcal: 405
Herkunft: Norwegen

Zutaten:

  • Hafer

Geruch/Aromen:

In der Nase ploppt süßes Malz, Karamell, Vanille, Schokolade, Kaffee, dunklen roten Früchten, wie z.B. Pflaume oder Rosine. Mir kommt der Geruch von Bourbon und dem Holzfass trotzdem recht gut in die Nase, obwohl es ja genau so nicht sein soll. Sehr intensiv ist der Geruch.

Geschmack/Aussehen:

Lervig selbst rät folgendes: „Drinking recommendations are to serve it around 7-8 °C in a snifting glass and sip it slowly allowing to warm as you go. Your mouth will discover new flavors as it does. For us this beer represents our passion for the old style and the life of a brewers work in a bottle. Please enjoy with sofistication.“

Diesen Tipp muss ich ja sowieso keine Beachtung schenken, denn mein Bier ist generell eher kühler und darf sich erwärmen. Unbewusst befolge ich den Ratschlag also eh.

Hafer verleiht dem Bier eine seidige und ölige Textur, für so viele Bourbonfass ist das Paragon exzellent voll, schwer, weinartig im Körper. Und der erste Schluck (trotz der Kühlung) beweist einem sofort, warum Lervig einem diesen Tip erteilt, man bekommt schon hier eine gewisse Komplexität und Geschmacksexplosion am Gaumen präsentiert, die sich mit weiterer Erwärmung nur bestätigen kann.

Also kommen wir zum ersten Schluck und dieser schockt mich direkt. Es ist süß, aber nicht nur süß, sondern höllisch süß, super klebrig, sirupartig etc. Na was ein toller Anfang…also mal wieder nur so gehypter Scheiß via untappd? NÖ! Zum Glück kann sich dieser süßliche Geschmack doch noch irgendwie fangen mit der Zeit  / Erwärmung. Auf jeden Fall ist es nach zwanzig Minuten irgendwie gar nicht mehr so schlimm, wie ich es am Anfang empfunden habe.

Malzig ist das Bier, aber so kennt man einen Barley Wine nun einmal, dazu kommt wie gesagt schon eine ganze Portion an Süße. Der süßliche Part lässt direkt die Gedanken an Karamell / Fudge / Toffee, Puderzucker, der Vanille und Früchten kreisen. Zu Anfang ist die Süße wirklich so dominant, dass ich fast Angst habe es würde für mich das Bier zerstören, aber wie gesagt können die 40 IBU mit der Zeit zumindest leicht entgegensteuern.

Von Lervig’s Seite aus spricht man von einem süßen Punsch der nachlässt und das finde ich sehr treffend beschrieben. Wenn einen dieser Punsch verlässt, dann treffen sich direkt diverse Aromen. Es wird schön fruchtig, die Pflaume und Rosine bestätigen sich aus dem Geruchstest. Dieser fruchtige Geschmack soll zum Teil auch der Hauptakteur sein, aber das ist man von Barley Wine gewohnt. Eine Zarbitterschokoladennote finde ich ebenfalls wieder, den Kaffee aus der Nase eher weniger, aber der Geschmack der Schokolade bringt eben die 40 IBU mit, obwohl keine Schokolade im Bier hinzugefügt wurde, dafür werden aber Hopfen (Bitterkeit) und Malz (Schokolade) sorgen.

Warum man allerdings behauptet das dieses Jahr kein großer Bourbon-Charakter vorhanden sei, kann ich dann nicht verstehen, denn für mich steht dieser Geschmack neben der Frucht ganz klar im Vordergrund und zwar mit einer atemberaubenden Performance. Auch vom Einsatz der Fässer finde ich eine gute Spur vorzuweisen.

Nach gut einer Stunde habe ich ordentlich einen Sitzen, ich schätze mal ich habe gut die Hälfte als Rest übrig. Vom Alkohol lässt sich so beim Trinken absolut überhaupt nichts erahnen, bis auf die Tatsache das ich den Alkohol im Kopf spüre. Es ist schlussendlich erstaunlich, wie süß sich das Bier am Anfang gestaltet, obwohl kein Zucker verwendet wurde. Darauf hätte ich meinen Arsch verwettet, dass in diesem Bier eine Zuckersorte genutzt wurde! Am ehesten hätte ich wohl auf Laktose getippt.

Der Nachgeschmack hält sich relativ, vor allem wird es aber trocken durch das Bourbonfass, dazu eine Balance aus bitter-süß, Frucht und Schokolade.

Ein Bier was sich perfekt zum Sippen eignet und wie Lervig es vorschlägt, zuerst ein wenig kühler zu probieren, um dann mit der Zeit den vollen und komplexen Geschmack serviert zu bekommen. Komplex ist ein Wort, welches man hier nicht vergessen sollte. Nun komme ich jedoch zum einzigen Kritikpunkt.

16,95 Euro werden leider fällig liebe Freunde. Da muss ich schon wirklich die Reißleine ziehen, man erhält zwar einen vorzüglichen Barley Wine, aber wenn das 2021er Release erneut so teuer wird (und diese Befürchtung habe ich), dann werde ich passen, außer es werden mir vier oder fünf Jahre Reifezeit und besondere Fässer geboten. Gestartet wurde die Reise schließlich mal bei 6,50 Euro und ist nun fast dreifach so teuer geworden. Natürlich wurden mehrere Fässer und vielleicht auch teurere Fässer dafür genutzt, mehr Lagerzeit etc., aber das rechtfertigt es für mich nicht vollends. Geschmacklich kann ich das jetzt aus dem Kopf selbstverständlich auch nicht mehr miteinander vergleichen, aber mein Kopf sagt mir das fast der dreifache Preise es nicht wert sein wird.

Häufig stelle ich mir schon selbst die Frage, ob ich dann nicht einfach lieber 20 Dosen / Flaschen meiner Lieblinge kaufen sollte, aber die Antwort lautet immer wieder das ich zu gerne ausprobiere.

Beer Of The Week ():

Bewertung auf
ratebeer: 100 Punkte 4.27/5 Sterne
untappd: 4.55/5 Sterne

mein Score: 4.4-4.45


Hallo, wir sind

Die Crafter

Zwei Kollegen aus Lübeck probieren sich durch verschiedenste Sorten Craft Beer und bewerten diese nachvollziehbar und ohne großen Schnickschnack.
Ehrlich, echt, typisch norddeutsch.


Flaschenpreis: 16,95 €

Unsere Bewertung

  • Aroma:
  • Aussehen:
  • Geschmack:
  • Preis/Leistung:
  • Gesamt:

Ich würde dieses Bier wieder kaufen: Ja

Begründung:

17,95 Euro sind zwar eine Menge Asche, aber man bekommt eine sehr gute Qualität, trotzdem liegt der Preis einfach 6 Euro über dem 2018er Release.


Empfiehl uns gerne weiter!

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