Den Montag muss man gebürtig begrüßen… Ne, Montage stehen bei mir nicht hoch im Kurs (02.09.2019), aber für ein gutes Bier bin ich offen, denn am Wochenende habe ich nichts probiert. Was hole ich mir also heute ins Glas? Eine Vintage Buddel von Lervig’s Barley Wine aus 2017.
Die Norweger brauen dieses Bier nur einmal im Jahr und das so zum Winter hin. Dabei lagert dieses Bier für 12 Monate in verschiedenen Bourbonfässern. Später werden die verschiedenen Fässer geblendet und man fügt noch einen kleinen Teil einer ganz frisch gebrauten Charge hinzu, um das bestmöglichste Ergebnis zu erzielen. Es sind aber nicht nur unterschiedliche Fässer im Spiel, sondern auch verschiedene Jahrgänge, wie lange die zurückgehen wird leider nicht erwähnt. Man erhält also so oder so schon eine Vintageflasche, in meinem Fall ist sie fast nochmal zwei Jahre weiter gelagert worden.
Bei der 2017er Variante wird noch von einer Doppelkochtechnik gesprochen, ob dies hier zum ersten Mal angewendet wurde kann ich nicht sagen. Es wird dazu noch die Maillard-Reaktion (wen das Thema genauer interessiert Maillard Reaktion & Wiki Maillard-Reaktion) angewendet, aber um es kurz zu halten, erhalten wir einen intensiveren Geschmack, durch eine Art Karamellisierung.
Infos:
Alkoholgehalt: 12,9 %
IBU: 50
Inhalt: 0,330 l
Kcal: 387
Herkunft:
Etikett/Aussehen:
Damals waren die Etiketten von Lervig noch relativ klassisch und schlicht gehalten (alte Etiketten). Auch Lervig wurde jedoch vom Hipstertum eingeholt. Okay das ist nun überspitzt, mir gefallen auch die neuen, bunten und abstrakten Artworks.
Beim Barley Wine 2017 bekommen wir also einen skurrilen Riesen, der auf dem Rücken, in einem purpurnen Wald und mit weit aufgerissenem Mund auf einem Hügel liegt. Die Gestalt hat eine schwarze Sonnenbrille auf. Der Himmel wird in allen möglichen Farben dargestellt und suggeriert uns wohl einen Rausch.
Geruch/Aromen:
Der Geruch der die Nase füllt, erzeugt Vorfreude, denn er ist schon ziemlich voll und aromatisch. Man bekommt hier kräftige Bourbonnoten in Kombination mit roten Früchten à la Rosine/Pflaume. Dazu gesellen sich dann noch brauner Zucker, Karamell, Malz und Holznoten. Bei diesem Bier bekommt man schon eine Menge in der Nase geboten.
Geschmack:
Ja, in der Vergangenheit wurde erwähnt, dass dieses Bier in Jack Daniel’s Fässern eingelagert wurde und ich bin mir sicher, dass dies immer noch der Fall ist, aber dazu kommen wir gleich. Der Körper ist richtig schön voluminös und schwer. Ich fühle mich bei diesem Bier sofort an Rotwein erinnert, was nicht nur der Körper erzeugt. Der Geschmack ist in der Tat auch super voll.
Wir steigen sofort mit den roten Trockenfrüchten von Pflaume/Rosine und richtig viel Malz ein. Häufig schreibe ich, dass ich die Vanille nicht finden kann, aber hier kann man sie einfach nicht als nächste Note übersehen. Der Geschmack im vorderen Teil ist schon relativ süß, was durch die oben genannten Prozesse erzeugt wurde. Durch die Maillard-Reaktion schmeckt dieses Bier auch wundervoll nach Karamell.
Was mich gerade wirklich umhaut, ist die Intensität vom Fass ab dem Mittelteil. Es ist unfassbar, wie wild und kräftig dieser Barley Wine nach noch fast 2 Jahren Lagerung ist. In meinem ersten Satz erwähnte ich Jack Daniel’s, warum? Dieses Bier hat im Geschmack diesen typischen Geschmack vom Jacky, denn es ist einen leichten Tick rauchig und beinhaltet Kohlenote und Würze, wie man es von Daniel’s kennt. Die Noten vom Fass sind hier ebenfalls sehr kräftig und präsent. Ich finde das Bier hat für seine ca. 50 IBU auch gut Bitterkeit an Bord, die Tannine vom Fass leisten hier ganze Arbeit.
Der Alkohol kann sich nicht mehr verstecken, dieses Bier ist deutlich boozy und schon auf dem Weg es ein wenig zu übertreiben. Ja, es ist schon eine leichte Schärfe wahrzunehmen, wie man es von 40% Alkohol aufwärts kennt. Würde ich dieses Bier erstmal blind verkosten und man würde mir dann sagen, dass dieses Bier in Fässern von JD’s gelagert wurde, dann würde ich mich tatsächlich daran erinnert fühlen, da es dieser Mix aus rauchig, Kohle und Schärfe ist. Es ist einfach dieser Eigengeschmack, den man von der Marke aus Tennessee kennt. Könnt ihr das nachvollziehen?
Der süße Geschmack von Karamell versucht den kräftigen Bourbon aufzufangen, was ihm nur bedingt gelingt. Auch der fruchtige Geschmack schafft es nur bis zum Mittelteil, dann wird auch dieser zum Nebendarsteller. Was mir hier noch für einen kurzen Augenblick über die Zunge rollt, ist der Geschmack von Schokolade.
Ab dem Mittelteil bis zum Ende, gehört dem Bourbon aus Tennessee das Rampenlicht. Im Nachgeschmack zeigt sich dann ein leckerer Mix aus Vanille und Rosine. Und wie wir es von Bourbon immer gewöhnt sind, wartet das Bier trocken auf.
Ich hatte dieses Bier schon 2017, nur kann ich mich nicht daran zurückerinnern, ob dieses Bier da auch dermaßen kräftig war.
Was man sicherlich sagen kann ist, dass dieses Bier ganz bestimmt nicht rund oder ausbalanciert ist. Die Lagerung konnte nichts bewirken, denn hier tobt ein Sturm im Mund, die Ecken und Kanten wollen sich nicht bändigen lassen. Ich würde behaupten, dass dieses Bier den ein oder anderen komplett von euch überfordern und auch too much sein wird.
Und das ist auch gut, es braucht Vertreter dieser Art, es muss einfach die Rockstars unter den Bieren geben, während man sich im Gegenzug dann auch mal wieder Bieren widmet, die eine perfekte oder ausgewogenere Balance besitzen. Mit diesem Bier geht man einen Kampf ein, es ist ein forderndes und komplexes Bier.
Die hohe Bewertung kann ich so nur untermauern, ich hatte eigentlich weniger erwartet (rein aus den Erinnerungen), aber das hat mich dann doch überrascht.
Krone:
Tjoa, vom Schaum bin ich es ja schon fast nicht mehr anders gewöhnt. Beim Eingießen ca. 3-5mm Schaum, der sich super schnell bis auf ein wenig Restschaum am Glasrand zurückzieht.
Bewertung auf
ratebeer: 100 Punkte 4.10/5
untappd: 4.25/5 Sterne
Hallo, wir sind
Die Crafter
Zwei Kollegen aus Lübeck probieren sich durch verschiedenste Sorten Craft Beer und bewerten diese nachvollziehbar und ohne großen Schnickschnack.
Ehrlich, echt, typisch norddeutsch.
Flaschenpreis: 7,99 €
Unsere Bewertung
Ich würde dieses Bier wieder kaufen: Ja