Lehe – Ravnodenstvie Islay BA (Estland)

Lehe - Ravnodenstvie Islay BA

Lehe – Ravnodenstvie Islay BA

It’s Ravnodenstvie TIME! Beim Basisbier habe ich schon häufiger zugeschlagen, da es einfach ein super preiswertes Bier ist. Die Variante im Rumfass gab es auch schon mal, aber da hatte mich die normale Variante eher überzeugt. Heute (26.11.2019) soll es dann mal wieder ein Stout sein, welches in Fässern von Laphroaig gereift wurde.

Komplett ausgeschrieben heißt die Brauerei Lehe Pruulikoda, wobei die Übersetzung einfach ist, nämlich Lehe Brauerei.

2013 wurde die Brauerei von Gristel und Tarmo gegründet. Dafür befinden wir uns in Keila (Nordestland). Die Stadt liegt ca. 20 km süd-westlich von der Hauptstadt Tallinn entfernt.

Tarmo begann schon 2009 mit dem Hausbrauen. Anfang 2014 kamen die ersten Biere von ihnen in die Läden und Kneipen.

Ihr eigentlicher Plan war alles ganz langsam anzugehen, was aber nicht funktioniert hatte.

Die Nachfrage war schon schnell zu hoch und man musst die Kapazitäten schnell erhöhen, von 30 HL auf 90 HL, dann auf 150 HL und schließlich auf 210 HL. Nicht nur die Kapazitäten wuchsen, sondern auch das Team, denn man konnte immer mehr Mitarbeiter einstellen.

So lief alles bis 2019, man war auf einem gewissen Niveau angekommen und man musste eine Entscheidung treffen… Das Wachstum stoppen oder einen Nachfolger finden, der in der Lage ist, die Weiterentwicklung voran zu bringen.

Tarmo und Gristel entschieden sich für den Verkauf, allerdings an Ihren Edelstahl Zauberer Tanel. Die Beiden erzählten Tanel von ihrem Plan, die Brauerei zu verkaufen und Tanel hatte schon immer den Traum einer eigenen Brauerei, weshalb er dann auch der Nachfolger werden sollte. Ob Tarmo und Gristel nun noch weiterhin bei Lehe arbeiten oder stille Teilhaber sind kann man nicht erfahren.

Die gesamte Geschichte findet ihr hier.

Lehe produziert schon eine beachtliche Anzahl an Bieren, wer sich mit dem Sortiment noch nicht vertraut gemacht hat, sich aber dafür interessiert, der kann das auf folgendem Link gerne nachholen: Bierliste.

Das Ravnondenstvie ist ja nun auch in einer Kollaboration mit der Vasileostrovskaya Brewery aus Russland / St. Petersburg entstanden. Diese Brauerei wurde 2002 gegründet und ist eine der ältesten Privatbrauereien in St. Petersburg. Das Jahr 2017 war für die Brauerei nicht nur das 15-Jährige Jubiläum, sondern man eröffnete in Kingiseppca. 20 km von der Grenze zu Estland entfernt, eine weitere Brauerei. Den Standort wähle man nicht freiwillig, aber es gab keine Alternative im Zentrum von St.Petersburg zu expandieren.

Infos:
Alkoholgehalt: 12%
IBU: 110
Inhalt: 0,33l
Herkunft: Estland

Etikett/Aussehen:

Am Etikett verändert sich nur ganz geringfügig ein goldener Balken links am Rand, wo BARREL AGED vermerkt wurde. Ansonsten ist es das Etikett, wie wir es schon vom Grundbier kennen. Der Zusatz wird gut in Szene gesetzt und das Design gefällt mir sowieso.

Zutaten:

  • Vanille aus Madagaskar
  • Schokoladenmalze

Geruch/Aromen:

Die Flasche geht auf und die Nase wandert unweigerlich in Richtung der geöffneten Flasche.

*tief einatmen* hmmmm, was riecht das wieder herrlich rauchig torfig, welcher schön kräftig vorhanden ist. Für viele ist dieser Geruch sicherlich abschreckend oder abstoßend, ich hingegen liebe diesen Duft. Es ist dieses kalte Lagerfeuer und das gefällt mir ungemein gut. Dazu bekommt man aber auch Jod in die Nase und man findet aus dem medizinischen Bereich Desinfektionsmittel. Hört sich nicht sonderlich lecker an, oder? Man muss diesen Geruch und Geschmack aber mal kennengelernt haben, denn nur so kann man es nachvollziehen und wird merken das es kein Stück schlecht gemeint ist (insofern man Islay Malt mag).

Zum Torf kommt noch das geröstete Malz, Schokolade und Kaffee kann man noch erfassen. Auch eine leichte Süße findet man in der Nase, von der Vanille fehlte jede Spur, dafür gibt es aber noch Leder und Tabak. Auch die Fruchtigkeit sucht man bei der Islay Version vergebens.

Geschmack:

Im Geschmack bekommt man genau das, was man möchte und man erwartet, wenn man sich eine Flasche Islay Bier kauft.

Torf und Rauch (man könnte es auch als kaltes Lagerfeuer umschreiben) sind von Anfang an vorhanden, sie haben das Steuerrad in der Hand und geben es auch die gesamte Zeit über nicht mehr aus der Hand.

Es ist wieder an der Zeit die Augen zu schließen und mal wieder stehe ich an einer Klippe, irgendwo in Schottland oder England oder Irland oder oder oder… Es ist eigentlich egal wo ich stehe, denn ich könnte auch gut 20 km von zu Hause direkt an der Ostsee stehen. Die Möwen kreischen, Welle für Welle bricht an der Küste, die Gischt schäumt, man kann die salzige/maritime Luft förmlich schmecken, der Wind peitscht einem um die Ohren, die Zeit scheint still zu stehen und jede Sekunde wird zur Minute. Es ist Winter, leichter Schnee bedeckt die Erdoberfläche, der Boden ist gefroren, strahlende Sonne, man zieht den Schal enger, die Mütze tiefer ins Gesicht, um die Kälte abzuwehren, in der Ferne sieht man noch vereinzelt eine kleine Hütte, wo der Schornstein am Arbeiten ist und Rauchschwaden Leben verzeichnen. Für diesen Augenblick ist die Welt in Ordnung, der Kopf ist frei, die eventuell vorhandenen schlechten Gedanken verflogen, Alltagsfrust oder nur Sorgen fallen von einem ab und man fühlt sich entschleunigt. Ich atme tief ein… Die Kälte kratzt an der Lunge… LEBEN…

Wo war ich überhaupt stehen geblieben?

Ach, das was man erwartet und bekommt. Neben dem Torf und dem Rauch ist unweigerlich auch das geröstete Malz nicht weit entfernt und der Geschmack von Verbranntem (kaltes Lagerfeuer). Laphroaig gehört auch heute noch zu den intensivsten Islay Malts, früher zählte Laphroaig zum rauchigsten Whisky der Welt. Zum Körper des Bieres kann man nur „voll“ sagen, mann ist dieses Bier kräftig und schwer, es könnte auch als Mahlzeit durchgehen. Wunderbar. Der Geschmack präsentiert sich ebenfalls super voll und kräftig. Man behält einen ordentlich langen Nachgeschmack im Mund.

Nun muss man den Torf und Rauch allerdings ein Stückchen zur Seite schieben, damit man auch noch den Rest schmecken kann.

Gleich nachdem Torf/Rauch/Malz kommt eine zart süßliche Note, die dann aber von 110 IBU mit Bitterkeit überrannt wird.

Im Mittelteil setzt sich also die Bitterkeit fest, Zartbitterschokolade fährt auf, den Kaffee würde ich auch finden wollen, allerdings zeigt dieser sich eher vom Mundgefühl her, wie man es von Kaffee kennt.

Insgesamt ist der Geschmack relativ komplex. Man kann leichte Holznoten wahrnehmen und auch die Eiche finden, die sich mit der Bitterkeit und den Tanninen der Fässer paaren. Ich bleibe aber auch dabei, dass ich von der Vanille nichts finden kann, dafür überlagern der Rauch und das Torf zu sehr. Die Süße schafft es auch nicht, die Bitterkeit und die Röstaromen auszubalancieren. Dafür hat das Fass fein würzige Note an das Bier abgegeben.

Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie Menschen dieses Bier als ausbalanciert ansehen können.

Man bekommt hier mal wieder ein wildes Pferd ins Glas, welches sich noch nicht bändigen und zähmen lassen möchte. Das darf man nicht falsch verstehen, für mich ist das keine Kritik, sondern ein Pluspunkt, weil bei diesem Bier Ecken und Kanten vorhanden sind. Ich mag solche eigenwilligen Biere. Sie polarisieren und verleiten zu Diskussionen.

Vom Alkohol würde ich hingegen sagen, dass dieser gut eingebunden wurde.

Das Ende kommt dann fast ein wenig trocken daher. Auch ein leicht salziger Geschmack lässt sich dort finden, welcher für die Region Islay steht. Finde ich auch Lakritz? Nein. Ich hatte ja auch schon geschrieben, dass ich von der Vanille nichts finde. Beim Ravnodenstvie handelt es sich ja um ein RIS (Russian Imperial Stout), welche auch ein fruchtigen Geschmack besitzen. Auch hier kann ich ehrlich gesagt nichts von finden, was erneut der Fassreifung zuzuschreiben ist. Für mich ist das kein negativer Faktor, dieses Bier ist wie es ist und es ist gut so.

Ein tolles Bier, wo ich die 4.00 nur bedingt verstehe, aber mich soll es nicht stören…

Krone:

Ohaaaaaaaa, dieses Mal zeigt sich mir ein Anblick von einer Krone, wie sie im Buche steht (zumindest für 2-3 Minuten). Satte 2 Finger breit gibt es mochafarbenen Schaum. Leider zerfällt die Krone zunehmend, aber das ist schon irgendwie eine Entschädigung für die anderen Biere. Zum Schluss bleibt noch eine 2-3 mm Krone und sie bedeckt die gesamte Oberfläche.

Bewertung auf
ratebeer: –
untappd: 4.00/5 Sterne


Hallo, wir sind

Die Crafter

Zwei Kollegen aus Lübeck probieren sich durch verschiedenste Sorten Craft Beer und bewerten diese nachvollziehbar und ohne großen Schnickschnack.
Ehrlich, echt, typisch norddeutsch.


Flaschenpreis: 7,15 €

Unsere Bewertung

  • Aroma:
  • Aussehen:
  • Geschmack:
  • Preis/Leistung:
  • Gesamt:

Ich würde dieses Bier wieder kaufen: Ja


Empfiehl uns gerne weiter!

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