Der heutige Weg fĂĽhrt uns zur Gulpener Brauerei in den Niederlanden. Wir befinden uns in Limburg, direkt an der Grenze zu Deutschland.
Seit 1825 gibt es die selbstständige Familien-Brauerei schon. Gegründet wurde sie von Laurens Smeets. Mittlerweile befindet man sich in der 8. Generation. Man möchte hier mit regionalen Produkten arbeiten, weshalb man schon beim Wasser anfängt und es aus der eigenen Quelle zum Brauen nutzt. Den Hopfen holt man sich aus eigenen Hopfengärten, welche einen Steinwurf von der Brauerei entfernt liegen und durch Familie Wouters gepflanzt/gepflegt und geerntet wird. Die Gerste kommt ebenfalls aus der Region Limburg.
Auch die Gulpener Bierbrouwerij setzt sich das Ziel, die Tradition zu wahren, aber auch mit Experimenten neue Fans zu erlangen.
Bei diesem Bier handelt es sich nun um einen Eisbock, der in zwei Rotweinfässern gereift wurde. Als Basisbier nutz man ihr Wintervrund und reift es fĂĽr 12 Monate. Zum einen verwendete man hierbei Cabernet Cantor und Cabernet Cortis (Fässer von St. Martinus und in Kooperationen mit diesem Winzer). Diese sollen dem Bier Noten von Cassis, Kirsche und Karamell verleihen. Das Bier an sich soll raffiniert nach Lakritz und Wacholder schmecken. Nun erwähnt man noch, dass sich dieses Bier „mit der Zeit“ entwickelt und man noch TrockenfrĂĽchte, Vanille und Portweinaromen erhält. Ich frage mich: Ist damit gemeint, dass man das Bier einfach im Keller lagern soll oder sobald sich das Bier erwärmt? Das werde ich aber in der nächsten Stunde sicherlich feststellen, ich tendiere zur ersten Option.
Verköstigt wurde dieses Bier am 1. Weihnachstag.
Infos:
Alkoholgehalt: 12 %
IBU: 28
Inhalt: 0,33 l
Herkunft: Niederlande
Etikett/Aussehen:
Was soll ich zu der Aufmachung groß schreiben? Es ist im Endeffekt ein Rechteck, welches um 45 Grad gedreht wurde, ganz schlicht in weiß gehalten und in schwarzen Buchstaben den Namen und die Brauerei verrät. Der Flaschenhals wurde in einem super schönen und roten Wachs überzogen. Es ist diese unfassbare Schlichtheit und der dicke Schriftzug & Schriftart, die dieses Etikett zu etwas Besonderem machen, mir gefällt die Aufmachung zu 100%. Eine Sache, die ich nicht erwähnt habe und an die ich mich aber sofort erinnere, ist, dass ganz oben ein roter Löwe abgebildet wird und dieser ziert ebenfalls das Logo der deutschen Löwenbräu Brauerei. Generell verwendet Gulpener hingegen den Löwen nicht, ganz unten wird in rot einfach ein kleiner Kreis mit GB abgebildet.
Zwischen dem Löwen und dem Gulle erfahren wir im Übrigen noch, welche Flasche wir von dieser auf 7250 limitierten Auflage erhalten haben. Ich hatte die Nummer 4561.
Zutaten:
- Weintrauben (soll damit die Reifung gemeint sein?)
- Wacholder
- Lakritz
- Sulfite
Geruch/Aromen:
Der Geruch ist eigenartig. So habe ich ein Bier noch nie wahrgenommen und gerochen. Es riecht sĂĽĂź, minimal fruchtig, irgendwie muffig oder riecht so der Schwefel? Wobei wartet kurz, ich fĂĽhle mich an noch was anderes erinnert, was damit aber nichts zu tun hat… Dextro Energy… Ich rieche diesen Traubenzucker und der Wacholder kommt auch zum Tragen, allerdings ganz schwach. Den Rotwein hier zu finden ist schwer, auch keine Holznoten, da hätte ich fĂĽr 12 Monate um einiges mehr erwartet.
Geschmack:
Erster Schluck und es macht sich erstmal ErnĂĽchterung breit. Was mir die Nase irgendwo ankĂĽndigte, zeigte sich auch im Geschmack, zum GlĂĽck kann es schlussendlich dann aber doch mehr, als mir zu Anfang geboten wird.
Das Bier ist schon geschmeidig und cremig, im Körper hat das Rotweinfass das Bier hingegen leicht und trocken hinterlassen. Ich hatte schon mal ein Gulpener IJ’s Bock und ich glaube das man Bockbier in den Niederlanden anders braut oder anders sieht, denn auch dieses Bier hatte schon keinen vollen Körper, es war sogar mit relativ viel Kohlensäure versehen, was auch beim Gulle Tinus der Fall ist. Mich irritiert dies im Bezug auf ein Bockbier schon, aber nicht in Bezug auf belgisch/niederländische Biere, denn dort ist immer viel Karbonisierung vorhanden.
Im Geschmack selbst schwankt das Bier auch von relativ zarten bis hin zu kräftigeren Noten.
Ein süßlicher Geschmack und Malz eröffnen den Auftakt.
Danach geht es im Prinzip schon direkt zum Mittelteil und dem Finish über. Karamell, Lakritz, fruchtig/Trockenfrüchte und es wird würzig, den Wacholder (dafür habe ich extra kurz zuvor nochmal im Gewürzregal an den Wacholderbeeren gerochen) kann man finden. Die stärkste Note, die dann das Bier trägt, ist der Rotwein (was im Gegensatz zur Nase steht). Den Geschmack von Traubenzucker habe ich auch wieder auf der Zunge. Wie bereits erwähnt, ist die Hauptnote der fruchtige Geschmack bzw. von Rotwein nicht zu verleugnen. Die Tannine kommen im Bier auch nicht zu kurz, man verspürt schon in der Mitte eine Bitterkeit, die auch durch holzigen Geschmack intensiviert wird. Für 28 IBU ist das Bier gut bitter, vor allem wird es zunehmend trockener. Die Zunge wird vom Wein richtig pelzig und ja, es wird staubtrocken.
Falls ihr mal in der WĂĽste ausgesetzt werdet oder Schiffbruch erleidet und dann die einzige Flasche ein trockener Rotwein oder „zufällig“ dieses Bier in eurem Rucksack sein sollte…
Meine erste Einschätzung war „lohnt sich nicht und viel zu teuer“, aber da hätte ich vorschnell gehandelt, es handelt sich beim Gulle Tinus um ein leckeren Bier-Wein. Allerdings fahren die Nuancen nur bei der ungefähr perfekten Trinktemperatur auf. Wer dieses Bier zu kalt trinkt, der wird sicherlich enttäuscht sein. Es wird empfohlen, bei 14-16° zu trinken. Von den anderen Noten a la Cassis, Kirsche, Vanille habe ich nichts gefunden. Die 12% sind gefährlich gut eingebunden, man kann sie zu keinem Zeitpunkt im entferntesten schmecken oder erahnen.
Die Grenze zwischen Bier und Wein verschwimmt hier arg und es stellt sich die Frage, ob man prinzipiell nicht schon fast eher zu einer Flasche Rotwein greifen sollte.
Ob ich trotzdem für 6 Euro aufwärts dieses Bier kaufen würde? Ich denke dann eher nicht.
Krone:
Gut 1 cm feiner und cremiger, weiĂźer Schaum, der schnell verschwindet.
Bewertung auf
ratebeer: –
untappd: 4.35/5 Sterne Schnitt aus 35 Reviews, leider wĂĽrfeln die Reviewer auf untappd auch die Biere durcheinander
Hallo, wir sind
Die Crafter
Zwei Kollegen aus LĂĽbeck probieren sich durch verschiedenste Sorten Craft Beer und bewerten diese nachvollziehbar und ohne groĂźen Schnickschnack.
Ehrlich, echt, typisch norddeutsch.
Flaschenpreis: 6,25 €
Unsere Bewertung
Ich wĂĽrde dieses Bier wieder kaufen: Nein
BegrĂĽndung:
auf untappd gibt es für den Geschmack eine leicht höhere Note, hier bewerte ich den Preis ein wenig mehr mit ein.