Ich bin B-A-T-M-A-N… Äh… What? Zumindest denke ich an diese Filmreferenz, wenn ich denn den Namen Darknight lese. Die Biere von Anderson’s sind mir schon ein oder zweimal über die Füße gelaufen, aber zum Kauf reichte es dann doch nicht, weil ich mich durch Reviews beeinflussen lassen habe und den Bieren eine zu alkoholische Note nachgesagt wird. Das Darknight gibt es übrigens auch noch in der BA Rum Variante, welche ich ebenfalls gekauft habe und auch schon geleert habe. Mein Eindruck vom Bier selbst war ein guter, jedoch hatte ich an dem Tag leider keine Zeit für eine Review. Bei unserem heutigen Bier (25.04.2020) soll es dann die Bourbon Version werden. Jetzt habe ich glatt vergessen zu erwähnen, welchen Bierstil es geben wird – einen Barley Wine.
Bei dieser Brauerei bewegen wir uns immer noch in Estland, ganz genau befinden wir uns in Tartu. Doch wer steckt nun hinter Anderson’s, seit wann gibt es sie und wie kam es zustande? Es ist 2014 und der Chefbrauer Sten sollte 2014 seinen Job in der IT-Branche verlieren, dadurch hatte er auch einige Monate Freizeit. Er selbst war schon seit Jahren ein begeisterter Homebrewer, also dachte er sich wohl, warum er nicht seinen Freund Tanno fragt, ob er Bock hätte mit ihm gemeinsam eine Brauerei zu gründen. Tanno fand die Idee wohl nicht schlecht und somit war im Mai 2014 Anderson’s Craft Beer geboren. Das Geld für eine eigenen Brauerei war nicht vorhanden, weshalb man bei diversen Brauereien als Gypsybrauer fungierte. Da wäre zum einen Tanker, aber die mir wohl eher bekannteste Brauerei war die von Lehe, durch welche ich auch auf Anderson’s aufmerksam wurde.
Im Jahr 2019 fand man zwei neue Mitglieder für die Brauerei – Mati und Anton und man wollte den Traum der eigenen Brauerei verwirklichen. Die Vier kauften ein altes Metallfabrikgebäude und man begann mit der Sanierung. Die Brauanlage konnte man günstig aus zweiter Hand anschaffen. Trotzdem braute man bei Lehe und Pühaste weiter, da die Brauerei erst 2020 eröffnet wurde.
Infos:
Alkoholgehalt: 14,8%
IBU: –
Inhalt: 0,33 l
kcal: 444
Herkunft: Estland
Etikett/Aussehen:
Erstmal bekommen wir einen dunklen Hintergrund, auf dem vorne eine Träne abgebildet ist und die mit diversen Metallicfarben glänzt. Es hat auch etwas von einem Abendhimmel. Das Logo von Anderson’s ist generell ein Regentropfen, indem die Buchstaben A und C (Anderson’s Craft) versteckt sind. Insgesamt gefällt mir das Etikett richtig gut. Typisch für Barrel Aged Bier, tunkte man den Flaschenhals in Wachs, was hier in einem knalligen roten Ton resultiert. Mit dem Wachs möchte man das Bier vor Oxidation schützen, es sieht dazu noch gut aus und lässt das Bier exklusiver und edler wirken.
Zutaten:
–
Geruch/Aromen:
Süße steigt direkt die Nase hoch. Es riecht schön fruchtig nach Rosine und Pflaume. Und der Duft von Fass, Bourbon, Vanille steigt ganz deutlich mit ein. Karamell und es riecht nach geröstetem Malz. Seitlich wird der Geschmack von Karamell und Schokolade erwähnt, ich finde im Aroma dann auch noch die Schokolade. Es riecht insgesamt schön voll, aber der Bourbon ist der Dirigent.
Geschmack:
Hui… Schon im Mundgefühl merke ich, dass es ein etwas holpriger Ritt werden wird. Der Antritt hat es auf jeden Fall in sich, aber da kommen wir gleich zu. Vom Körper her ist das Bier schon recht voll, auch hier scheint man fast einen Wein im Glas zu haben, aber hier ist es im Gegensatz zu gestern auch ein Gerstenwein. Der Bourbon lässt das Bier nach hintenraus trotzdem einen Tick leichter wirken. Im Geschmack ist das Darknight BA Bourbon wirklich sehr intensiv und voll. Das Bier geht sirupartig und trotzdem irgendwie cremig hinunter.
Doch was zeigt sich nun im Geschmack? Ich möchte als erstes festhalten, dass ich bei einer Blindverkostung nicht mehr ganz so sicher wäre, ob es sich bei diesem Bier um ein BA Imperial Stout handelt oder doch ein BA Barley Wine. Die Grenze ist hier sehr fließend, aber der fruchtige Anteil würde mich wohl eher BW tippen lassen. Warum erwähne ich das überhaupt?
Unser Einstieg beginnt mit geröstetem Malz, es wird aber auch unheimlich süß, ja schon klebrig und dann haut sofort Bitterkeit, allem voran aber eine verbrannte, bissige und auch alkoholische Note dazwischen. Ich würde sogar noch das Schlagwort aggressiv einfügen wollen, aber wenn man so etwas verfasst, würde man ja denken, dass es eher negativ sein müsste, ist es aber überhaupt nicht, weil es einfach zusammenpasst. In diesem ganzen Handgemenge schlägt auch die gesamte Zeit über der Geschmack von getrockneten, dunklen, roten Früchten zu. Ja hier ist viel Pflaume und Rosine zugegen und gestalten das Bier überaus fruchtig.
Das Bourbonfass erwähnte ich im Endeffekt schon, als es um das Verbrannte, Bissige und Alkoholische ging, denn diese Geschmacksaromen rechne ich dem Fass zu. Doch das ist nicht das einzige, was das Fass am Bier hinterlässt, sondern es ist der Geschmack von Vanille, ja hier schmeckt man sehr intensiv den Bourbon. Zusammen mit dem fruchtigen Geschmack dominieren beide Aromen massiv. Die Tannine (Bitterkeit) und die verbrannte Note begleiten diese Aromen.
Gerade dieser süßliche Touch erzeugt in mir auch die Assoziation an Karamell, was schlussendlich auch verbranntes Karamell sein könnte, wodurch es bitter, bissig und scharf wird. Die Bitterkeit, die im Bier herrscht, ist jetzt nicht so enorm, ich würde sie medium betrachten, aber auch hier fühlt man sich sofort an Zartbitterschokolade erinnert, nicht nur wegen der Bitterkeit, sondern auch weil die Malze diesen Geschmack erzeugen. Das ist schon ein komplexer, schwerer und leckerer Barley Wine, der allerdings einige Ecken und Kanten besitzt. Wer eher auf die ruhigen und runden Barley Wines steht, der wird hier meiner Meinung nach nicht auf seine Kosten kommen oder viel Freude daran haben.
Das Ende gestaltet sich dann bittersüß, der verbrannte Geschmack blendet langsam aus, man erhält noch eine Würzigkeit und der Bourbon hinterlässt auf der Zunge einen Pelz, da das Bier noch recht gut trocken wird. Die Schokoladennote verweilt auch zum Ende.
Ich hatte meine Freude an diesem Bier, weshalb ich auch die hohe Bewertung nachvollziehen kann. Im Gesamtergebnis gefiel mir die Bourbonversion schon deutlich mehr. Ich glaube es liegt wirklich daran, dass ich auch so Bourbon eher favorisiere, als es bei Rum der Fall ist. Da würde mich ja mal die Meinung eines passionierten Rumfans interessieren.
Gelistet wird dieses Bier unter American Barley Wine und deshalb darf man sich an der erhöhten Bitterkeit nicht stören, man sollte wissen, worauf man sich einlässt. Ohne wenn und aber kann man diese Flasche aber auch einfach für ein paar Jahre im „Cellar“ liegen lassen und dann mal gucken was mit dem Bier passiert. Es würde mich nicht wundern, wenn es dann weitaus harmonischer und weniger wild erscheint. Ich hatte jetzt nur diese eine Flasche, von daher werde ich es nicht herausfinden können, außer ich sehe das Bier erneut irgendwo, dann würde ich wohl sogar Nachschub ordern.
Krone:
Viel gibt es nicht, aber am Rand bleibt noch ein etwas breiterer Schaumrand.
Battle of the weekend:
BA Imp. Stout vs BA Barley Wine hieß es diese Woche, aber ich möchte mich diese Woche auf keinen Sieger einigen, da ich beide Biere wirklich super fand und beide Biere auf ihre Art und Weise überzeugt haben. Ich kann mich da auch einfach nicht festlegen, da mir gestern der zimtige Geschmack mega gefallen hat und heute ist es einfach dieser Mix aus Frucht und Bourbon. Würde man mich aber zwingen einen Sieger zu küren, dann würde ich zum Darknight greifen.
Bewertung auf
ratebeer: 94 Punkte 4.02/5
untappd: 4.35/5 Sterne
Hallo, wir sind
Die Crafter
Zwei Kollegen aus Lübeck probieren sich durch verschiedenste Sorten Craft Beer und bewerten diese nachvollziehbar und ohne großen Schnickschnack.
Ehrlich, echt, typisch norddeutsch.
Flaschenpreis: 7,45 €
Unsere Bewertung
Ich würde dieses Bier wieder kaufen: Ja