Crux Fermentation Project – Tough Love [BANISHED] 2016 (USA)

Crux Fermentation Project - Tough Love [BANISHED] 2016

Crux Fermentation Project – Tough Love [BANISHED] 2016

Review: #213

ACHTUNG ACHTUNG, neue Brauerei 😉

Geografisch befinden wir uns nord-westlich in den USA, nämlich in Bend, OregonGenerell werde ich noch viele weitere Biere aus den USA probieren, denn dass man dort nicht nur Bud Light kann, sollte zumindest den Craftbierfans bekannt sein.

Crux Fermentation hört sich für mich jetzt eher nach einer Brauerei an, die sich mehr auf Sauerbiere oder ähnliches spezialisiert hat. Tatsächlich beschäftigt man sich gerne mit offener Gärung, Fassalterung, wildem Hefestämmem und experimentellem Hopfen. Auf ihrer aktuellen Produktionsliste befinden sich schon viele Ales. Da bin ich dann super gespannt, wie man zu dem RIS kam und wie es gelungen ist. Auf untappd gibt es verschiedene Jahrgänge und der aus 2016 liegt im oberen Bereich.

Doch wer steckt nun hinter Crux?

Larry Sidor, Dave Wilson und Paul Evers sollte seine Tore am 30. Juni 2012 öffnen, es war im wahrsten Sinne des Wortes ein Tor und zwar das einer Garage. Man zog dann in ein Gebäude, welches schon 1988 erbaut wurde, aber eine Munnell & Sherril Mill Supply Firma beherbergte. Diese Firma stellt einen wesentlichen Bestandteil der Geschichte von Bend dar, denn Bend war ein Holzimperium oder vielleicht ist es das heute auch noch.

Im Jahr 1999 wurde das Gebäude dann aber von Dave Beezely gekauft und umgebaut. Nun sollte ein amerikansches Franchise (AAMCO) übernehmen, welches für Getriebereparaturen diente. In 2011 zogen dann die Gründer von Crux in das leerstehende Gebäude ein. Die Ausstattung zum Brauen kaufte man sich gebraucht von Freunden aus anderen Brauereien ein. Selbst der Großteil der Brauanlage stammt aus einer japanischen Brauerei, die heute jedoch nicht mehr existiert. Sie kam damals in Stücken an und jede helfende Hand aus der Familie oder von Freunden baute sie Stück für Stück wieder zusammen.

Larry ist gleichzeitig der Braumeister. Mit den Klempnern und Schweißern verbrachte er mehrere Monate zur Fertigstellung. Auch bei der Einrichtung und der Ausstattung recycelt man alte Gegenstände, damit man dem Gebäude genügend Respekt seiner Industriegeschichte zollt.

Wie so häufig, haben die Jungs auch einen Taproom, indem man selbstverständlich flüssig Brot (Tap Liste) und auch etwas zum Snacken kaufen kann.

Das Tough Love gehört zu ihrer Banished Series und stellt ein BA Russian Imperial Stout dar. Crux scheint ja generell eher verrückter unterwegs und so ist es nicht einfach ein Stout, sondern eines, welches mit dunklem Zuckerrübensirup und Gewürzen gebraut wurde und dann in Kentucky Bourbonfässer (mein Craftbierdealer nennt als einzige Quelle Heaven Hill) für ca. 1 Jahr gereift wurde. Im Übrigen ist es die vierte Ausgabe.

Infos:
Alkoholgehalt: 11,5%
IBU: 70
Inhalt: 0,375 l

kcal: 345
Herkunft: USA

Etikett/Aussehen:

Sieht aus wie eine Achse oder auch wie 4 Anker, die waagerecht und senkrecht verlaufen. Für verliebte Menschen, die nur auf das Äußere achten, perfekt gemacht, denn die Pfeile sind in lila gehalten und es gibt rosa/rote Herzen dazu. Eher untypisch sind noch kleine Dolche, aber da ist die direkte Anleihe an „Tough Love“ zu verstehen. Der Flaschenhals ist ebenfalls in lilafarbenen Wachs getunkt worden.

Zutaten:

  • dunkler Zuckerrübensirup
  • Gewürze

Geruch/Aromen:

Ist es zu Anfang noch relativ geruchsarm, baut sich der Geruch mit der Erwärmung immer weiter auf. Es gibt viel Schokolade zu riechen, Kaffee darf man auch finden. Wenn man Pralinen beschreiben wollen würde, wäre ich auch cool damit. Eine gewisse Würze riecht man in diesem Bier und auch der Bourbon mit seinem Alkohol ist direkt vorzufinden, wobei der Bourbon erstmal im Hintergrund fungiert und sich noch dezent einbringt. Fruchtiges fliegt auch in der Luft herum, ich muss sagen, dass es schon sehr lecker riecht.

Geschmack:

Abgefüllt wurde der ganze Bumms (Grüße an Stromberg) am 31.10.2016, nun fast vier Jahre später geht die Flasche auf oder auch nicht… Hatte ich mich endlich durch die Wachsschicht gekämpft, kam das nächste Problem auf mich zu: der Korken. Also musste erstmal einen Korkenzieher herangeholt werden. Der Kork selbst hat ordentlich gebröselt, meine Befürchtung war schon, dass ich das Bier dann noch durch ein Sieb jagen darf, aber irgendwann ging er dann doch hinein.

War der erste Schluck ernüchternd (was bei mir ja häufig vorkommt und sich dann ändert), stellte sich mit dem zweiten und dritten Schluck doch ein breites Grinsen auf den Wangen ein. Womit nicht gelogen wurde, ist mit dem „mature, meld and mellow (reifen, verschmelzen und weich/sanft)“, aber das soll nun auch keine neue Weisheit sein. Barrel Aged Bier wird mit den Jahren immer sanfter, ausgeglichener etc. und was sich hier präsentiert, ist ganz großes Kino. Zugegebenermaßen ein teurer Spaß, denn mit knapp 17 Euro für 375 ml, muss man ordentlich in die Hosentasche greifen, jedoch ist es das Bier meiner Meinung nach wert.

„Reiche Obertöne von dunklem Malz, mit Holz geräuchertes Malz und gemälztem Roggen“, sollen „Noten von samtiger Schokolade, Vanille und getrockneten Kirschen“ an das Bier abgeben.

DELICIOUS! Mit der Buddel bekommt man es ja mit einer Vintage Flasche zu tun, die fast 4 Jahre erreicht hat und einfach nur ein tolles Geschmackserlebnis darstellt.

Der Körper ist relativ voll, ölig und schwer, auch im Mund ist der erste Gedanke bei einem Rotwein. Ganz klar versucht der Bourbon das Bier leichter wirken lassen zu wollen, aber ich finde bei dem Ding schafft es der Bourbon nur begrenzt. Der Geschmack ist ebenfalls kräftig und voll vorhanden.

Den Start macht allerdings nicht nur geröstetes Malz & Restsüße, sondern natürlich auch die Zugabe vom Zuckerrübensirup, denn es wird direkt fruchtig und hier lässt sich zu 100% der Geschmack von Kirsche finden. Man darf auch den Geschmack von Rosine oder Pflaumen beschreiben, denn die würden mit ihrer Säure ebenfalls gut passen. Die Kirsche (obwohl keine verwendet wurde) bringt nicht nur einen fruchtigen Geschmack mit sich, sondern es wird auch noch leicht sauer und das gibt dem Bier einen netten Twist. So habe ich das in dieser Art, mit diesem perfekten Geschmack und dieser Balance noch nicht erhalten. Auf jeden Fall zeigt sich bei diesem Bier, dass es sich um ein Russian Imperial Stout handelt.

Dann springt es schon zügig in den Mittelteil über und hier gibt es Kaffee, Tonnen von Zartbitterschokolade, die Bitterkeit und röstige Note erinnert mich am ehesten an Espresso, Süße, Bourbon und Alkohol. Der Bourbon bringt mit seinem Alkohol eine „Hitze“ in das Bier, denn das Bier wärmt einen direkt von innen, äußerlich zeigt sich eine alkoholische Note, die es nicht übertreibt. Vanille möchte ich nicht wirklich schmecken, aber der Bourbon lässt sich festhalten.

Was das Bier so unfassbar gut und lecker macht, ist dieser satte, volle und konzentrierte Geschmack. Ich fühle mich fast an einen Eisbock erinnert, denn der Geschmack gleicht einem dichten Dschungel.

Dem Bier haftet dann auch noch eine rauchige Komponente an und auch bei Tabak würde ich wohlwollend zustimmen. Ab dem Mittelteil setzt das Fass dann zum vollen Angriff über, es wird kräftig holzig, die Tannine vom Fass hinterlassen eine fortgeschrittene Bitterkeit (bei 70IBU erwartet man genau dies), die extra Gewürze und das Fass sondern wunderbare Würze an das Bier ab.

Vollends ist das Bier jedoch nicht ausbalanciert. Die Bitterkeit hat das Schwert in der Hand und zeigt klare Oberhand, wer Hofnarr und wer Gebieter ist. Ecken und Kanten besitzt das Tough Love immer noch nach 4 Jahren weiterer Lagerung.

Das Ende ist also würzig, bittersüß, wobei auch hier die Bitterkeit gewinnt, es ist fruchtig, rauchig und Schokolade/Kaffee/Espresso… einfach lecker! Leicht trocken (durch das Bourbonfass) ist das Bier zum Ende hin noch, aber auch das ist keine neue Erkenntnis, aber meines Erachtens war sie nicht sehr ausgeprägt. Beim Nachgeschmack bleibt zu sagen, dass er lange vorhanden ist.

Ein Bier, was mich begeistert zurücklässt und auch traurig, als der letzte Schluck aus dem Glas geleert wurde. Über den Preis kann man ganz bestimmt streiten. Knapp 17 Euro sind für 375 ml kein Schnäppchen, aber das muss jeder für sich selbst ausmachen. Ich kaufe diese Bier ja, wenn auch nicht häufig, in dieser Preiskategorie. Bei 15 Euro soll bei mir Schluss sein und nur selten sprenge ich diese Grenze.

Krone:

WOW, so eine Krone sehe ich in den seltensten Fällen und es gibt 2 cm feinsten, cremigen, haselnussfarbenen Schaum!!! Hält sich sogar für 2 Minuten und schwindet dann zunehmends, aber ist immer noch schön anzusehen.

Bewertung auf
ratebeer: 99 Punkte 3.95/5
untappd: 4.27/5 Sterne


Hallo, wir sind

Die Crafter

Zwei Kollegen aus Lübeck probieren sich durch verschiedenste Sorten Craft Beer und bewerten diese nachvollziehbar und ohne großen Schnickschnack.
Ehrlich, echt, typisch norddeutsch.


Flaschenpreis: 16,95 €

Unsere Bewertung

  • Aroma:
  • Aussehen:
  • Geschmack:
  • Preis/Leistung:
  • Gesamt:

Ich würde dieses Bier wieder kaufen: Ja

Begründung:

~4.3-4.35


Empfiehl uns gerne weiter!

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